Orkan „Christian“ schädigt Greetsieler Zwillingsmühlen.
Am Montag, dem 28.10.2013 fegt Orkan Christian über Deutschland. Am Vormittag traf er auf Greetsiel mit einer Windgeschwindigkeit von 172 km/h (Windstärke 16). Gegen 11:30 Uhr erreichte Müller Frank Schoof die Nachricht, dass sich die Flügel der grünen Mühle trotz angezogener Bandbremse um das Kammrad und zusätzlich eingelegter Sturmsicherung zu drehen begonnen hatten. Bei seinem Eintreffen musste er feststellen, dass sich in der Kappe bereits Rauch entwickelt hatte, hervorgerufen durch die heißgelaufene hölzerne Bandbremse um das Kamrad auf der Flügelachse. Die Mühlenkappe drohte dadurch in Brand zu geraten, was das sichere Abbrennen der gesamten Mühle bedeutet hätte.
Frank Schoof und sein Neffe Cornelius Uthoff versuchten durch Beschweren des Bremsbalken mit dem eigenen Körpergewicht die Bremskraft der Bandbremse um das Achsrad zu erhöhen und damit die Mühlenflügel zum Stehen zu bringen. Der Versuch schlug fehl, die Bremse versagte, und die Brandgefahr vergrößerte sich.
Als letztmögliches Mittel blieb nur das Auskuppeln der Windrose, die die Mühlenkappe mitsamt den Flügeln in den Wind dreht, und das Aus-dem-Wind-drehen der Mühlenkappe per Hand. Dies gelang glücklicherweise und die Kappe wurde um 10 Grad au dem Wind gedreht. Dadurch verlangsamten sich die Drehungen des Flügelkreuzes. Durch die auf dem Kamrad schleifende Bandbremse bestand jedoch weiterhin Brandgefahr.
Während der Cornelius Uthoff einen Feuerlöscher holte um die zündelnde Bandbremse zu löschen, schlug der Orkan mit einer heftigen Böe zu. Mit einem gewaltigen Ruck wurde die gesamte Kappe auf dem Mühlenachtkant herumgerissen, bis die gesamte Kappe mitsamt den Flügeln auf der windabgewandten Seite zum stehen kam. Müller Frank Schoof befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Mühlenkappe und wäre um ein Haar durch den plötzlich herumschwenkenden Bremsbalken getroffen worden. Durch sein schnelles Abtauchen in den Treppenabgang konnte er ausweichen.
Der Orkan hatte jetzt jedoch leichtes Spiel und konnte von hinten in das Flügelkreuz greifen. Das Vorheck bot „Christian“ genug Angriffsfläche, die Flügel kippten immer wieder nach hinten und die Mühlenkappe „tanzte“ im Orkan. Gegen 13:00 Uhr traf eine weitere starke Böe auf die Mühlenkappe, kippte diese nach hinten hoch, fuhr unter die Kappe und brachte diese mitsamt den Flügeln zum Herabstürzen – alleine das Flügelkreuz und die Achse haben ein Gewicht von rund sieben Tonnen.
Während des Sturzes brach das Flügelkreuz mit dem Wellkopf von der Flügelachse. Das Flügelkreuz durchschlug im Fall die Galerie und knallte auf die Warf. Die herabstürzende Kappe riss zudem noch ein Loch in den Steinachtkant auf Höhe der Galerie. Zum Glück stürzten die Teile hauptsächlich auf das freie Gelände vor der Mühle und nur teilweise auf die vorbeiführende Straße.
Der Sachschaden belief sich auf rund 400 000 Euro. Eine Sturmschadenversicherung bestand nicht, da sich der Mühlenverein die hohen Kosten einer solchen Versicherung nicht leisten kann. Aufgrund der großen Bedeutung der Zwillingsmühlen für Greetsiel und Ostfriesland kam es bereits nach wenigen Tagen zu zahlreichen Hilfsangeboten: Privatpersonen, Künstler, Zeitungen, Firmen und auch vonseiten der Politik baten Ihre Unterstützung an. Erste Spendengelder gingen bereits 4 Tage später ein.
Im Mai 2015 konnte die neue Mühlenkappe aufgesetzt werden, im Juni desgleichen Jahres folgten die neuen Flügel.